Themenblock II: Wasserhaushalt und Wasserversorgung unter natürlichen und menschlichen Einflüssen


Der zweite Themenblock der Wasserversorgung vor neuen Herausforderungen Ringvorlesung wird drei Termine umfassen und insgesamt sechs Themen behandeln, wobei diese unter dem Oberbegriff Wasserhaushalt und Wasserversorgung unter natürlichen und menschlichen Einflüssen: Von Arzneimitteln bis Klimawandel stehen.

 

Datum: 6. Mai 2008

Neue Umweltschadstoffe im Wasserkreislauf – die Dosis macht das Gift!?

Dr. Tamara Grummt, (Umweltbundesamt, Bad Elster, Fachgebietsleiterin „Toxikologie des Trink- und Badebeckenwassers“)

Der Nachweis immer neuer Umweltschadstoffe und deren Metabolite im Wasserkreislauf erfordern unter dem Vorsorgeaspekt moderne Konzepte für die Risikobewertung. Die neuen Umweltschadstoffe besitzen (meist) problematische Stoffeigenschaften. Wegen hoher Polarität und geringer Sorptionsneigung sind diese Stoffe gut (trink-) wassergängig. Zudem verfügen sie über eine relativ hohe biologische und chemische Persistenz. Gleichwohl überwiegt für die neuen Umweltschadstoffe in den meisten Fällen das toxikologische Nichtwissen. Anhand aktueller Beispiele (z. B. Arzneimittel und deren Metabolite, perfluorierte Tenside, Bildung von Nebenprodukten bei der Trinkwasseraufbereitung) werden Teststrategien vorgestellt, die eine wissenschaftliche Bewertung dieser Substanzen erlauben. Grundlage des Konzeptes ist der langfristige Schutz von menschlicher Gesundheit und Umwelt (gesundheitsbezogener Umweltschutz). Abschließend gibt es Informationen über die Fortentwicklung der Gütevorschriften.

 

Gewässerüberwachung – oder: Warum wir Koffein, Kokain und Kopfschmerzmittel in unseren Flüssen messen können

Nikolaus Geiler, (Dipl.-Biologe, Limnologe, Herausgeber des BBUWASSER-RUNDBRIEFS, Lehrbeauftragter für Wasserrecht an der Universität Freiburg)

Wer misst wie und warum welche Schad- und Nährstoffe in unseren Oberflächen- und Grundwässern? Und welche Bedeutung hat die Erfassung der Mikroorganismen sowie der Kleinkrabbeltiere (Makrobenthosfauna) und der Fische?
Wird tatsächlich das gemessen und erfasst, was wichtig ist? Wem nutzt die Gewässerüberwachung – nur den Labors oder auch der aquatischen Umwelt? Welche Bedeutung haben die EG-Wasserrahmenrichtlinie und das künftige Umweltgesetzbuch für die Gewässerüberwachung?

 

 

Datum: 20. Mai 2008

Entwicklung des Wasserdargebots und der Wasserqualität in regionalen/lokalen Bereichen

Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann , Leiter des Instituts Wasserressourcen und Wasserversorgung der TUHH

Für eine nachhaltige Planung zur Sicherung der Wasserversorgung (öffentlich, Landwirtschaft, Industrie) in den nächsten 50 bis 100 Jahren müssen in den regionalen bzw. lokalen Gebieten der Wassergewinnung insbesondere auch die saisonalen Entwicklungen betrachtet werden. An Beispielen u.a. aus Schleswig-Holstein, Potsdam (Brandenburg), Hamburg werden Entwicklungstendenzen und Untersuchungsbedarf aufgezeigt.

Auch die zunehmenden geogenen Gefährdungen aus dem Aufstieg von Tiefensalzwässern werden angesprochen.

 

Klimawandel und Wasserdargebot – Veränderungen in Deutschland und im Elbegebiet

Tobias Conradt, (Dipl.-Geoökologe, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Forschungsfeld Klimawirkung und Vulnerabilität)

Der Begriff Klimawandel wird oft auf eine Hauptwirkung, nämlich globale Erwärmung reduziert. Dabei kommt es auch zu charakteristischen Veränderungen der Niederschlagsmuster mit differenzierten regionalen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt.
Der Vortrag führt von der globalen Betrachtung zu Detailanalysen von Mitteleuropa und dem Elbegebiet. Präsentiert werden sowohl die hier in den letzten Dekaden beobachteten Klimatrends als auch Projektionen für die nächsten Jahrzehnte. Speziell für das Elbegebiet, in welchem zusätzlich die Konversion von Tagebauzu Seenlandschaften in den Wasserhaushalt eingreift, zeigen Modellszenarien die zu erwartenden Auswirkungen auf das Wasserdargebot.

 

 

Datum: 27. Mai 2008

Wasserverbrauch – Nutzergruppen und Entwicklung der Bedarfe

Dr. Susanne Neubert, (Agraökonomin, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn, Abt. Umweltpolitik und Management natürlicher Ressourcen)

Vielerorts entstehen Wasserkrisen, weil das Wasser nicht mehr ausreicht, um den wachsenden Bedarf zu befriedigen und eine weiträumige Ressourcenverschmutzung sowie lokale Übernutzungen stattfinden. Dies beruht auf wachsenden Bevölkerungszahlen, auf sich weit verbreitenden Lebensstilen mit immer höherem Prokopfverbrauch und Industrialisierung. Andererseits folgen die Krisen sich verändernden Niederschlagsmustern, oft bereits Folge des Klimawandels. Hierdurch mehren sich regionale Dürren und Überschwemmungen und die Unsicherheit über das zukünftige Wasserdargebot und seine Verteilung wird immer größer. Deshalb muss über neue wasserpolitische Strategien nachgedacht werden. Dazu hier drei Ansätze: Erstens auf globaler Ebene ein verstärkter virtueller Wasserhandel, um regionale Defizite besser auszugleichen, zweitens auf nationaler Ebene die effektivere Umsetzung von Wassersektorreformen, wie sie derzeit in zahlreichen Ländern umgesetzt werden und drittens ein besserer Ausgleich von Nutzerinteressen auf lokaler Ebene.

 

Wassersparen und Wassersubstitution vor dem Hintergrund von Verbrauchsrückgängen – sinnvoll oder Problemquelle?

Sebastian Schönauer (Sprecher des Arbeitskreises Wasser im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland –BUND -)

Wassersparen gilt seit Beginn der achtziger Jahre als ein sinnvolles Mittel, die Verbraucher am Ressourcenschutz aktiv zu beteiligen und sie zugleich finanziell zu entlasten. Der Wasserverbrauch in den Haushalten geht seit rund 15 Jahren kontinuierlich zurück, in den neuen Bundesländern besonders stark. Seit einigen Jahren werden dadurch Probleme in der Trinkwasserhygiene und Abwasserentsorgung durch längere Standzeiten und verringerte Fließmengen ins Feld geführt. Eine differenzierte Betrachtung der Entwicklung, der Ressourcensituation und der Versorgungssysteme sowie bestimmter Marketinginteressen hinter der zu beobachtenden „Trendumkehr“ beim Wasserverbrauch ist geboten.

 

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